Und was mach' ich heute?
Die Zeit rinnt durch die Finger, begleitet von kleinen Veränderungen, großen Erlebnissen, mittelmäßigen Horrorszenarien und winzigen Momenten des Innehaltens. Der Umzug in unsere kleine Studenten-Farm hat uns von der randstädtischen Einöde mitten ins Zentrum der menschlichen Vielfältigkeit und des friedfertigen Zusammenlebens auf recht engem Raum katapultiert. Hier wurde ich hingegen meiner sonstigen Gewohnheiten per Hausordnungs-Dekret dazu erzogen, jeden benutzten Teller unverzüglich abzuwaschen...man möge sich den Kampf vorstellen, der sich dabei in meinem Inneren anspielt. Glücklicherweise wird meine Tendenz zur Unordnung von mindestens einem bestimmten Herrn im Haus überschattet, dessen hygienische Vorstellungen über die Aufbewahrung von Lebensmitteln nicht unbedingt dem Standard entsprechen. Diese Woche habe ich Putzdienst, und wenn am Sonntag um 17 Uhr unsere Vermieter kommen, muss das ganze Haus inklusive zweier Bäder, der Küche und der Treppe tipptopp geschrubbt sei, andernfalls gibt's eine Art Strafgeld zu zahlen. Ohne derartige Saktionen würde in einem Haushalt von acht Personen wohl bald der Kammerjäger kommen müssen.
Vor zwei Wochen bin ich dann endlich zum ersten Mal in den Genuss der Natur gekommen, als wir uns für einen Tagestrip ein Auto mieteten und uns auf Entdeckungsreise begaben. Dank eines Island-belesenen Mitbewohners, der uns begleitete, hörten wir zu den Dingen, die wir sahen, auch noch die passenden Geschichten. Wir sahen Thingvellir (wird eigentlich anders geschrieben, aber der Buchstabe ist nicht verfügbar), also den historischen Versammlungsplatz und Ort, an dem das Auseinanderdriften der eurasische und amerikanischen Kontinentalplatten sichtbar ist.


Wir fuhren weiter nach Haukadalur, um Geysire zu sehen, die leider nicht mehr in der gottverlassenen Natur, sondern direkt neben einer großen Touristenraststätte zu finden sind. Nichts desto trotz war es ein Erlebnis zu sehen, wie sich das seicht plätschernde Pfützchen in sekundenschnelle zu einer immer größer werdenden Wasserblase formt, um dann viele Meter hoch zu explodieren. Als besonderes Schmankerl kann man sich in Windrichtung neben den Geysir stellen und sich von den warmen Schwefelwolken umwehen lassen. Sicherlich stellt der Geruch ein geringfügiges Manko dar, aber daran ist man nach Wochen des Duschens und Abwaschens mit nach verdorbenen Eiern riechenden Wassers gewöhnt.

Das Highlight war für mich zweifellos der Gullfoss, ein Wasserfall so atemberaubend, dass man nur dastehen, schweigen und beobachten konnte. Wir konnten es uns nicht nehmen und kraxelten schreiend und lachend an einem halsbrecherisch steilen und vereisten Pfad, direkt am Abgrund, festhaltend an einer Wegbegrenzung aus Seil, zu einem besseren Aussichtspunkt. In diesem entscheidendem Moment habe ich all meine Ängste vor irgendetwas überwunden, wenngleich meine Hysterie meine Weggefährten ein wenig angestrengt hat, glaube ich...

Ich habe noch nie solche Orte gesehen, an denen die innere Kraft der Erde so deutlich zu sehen war. Die Landschaften sind unglaublich rauh, aber voller Magie und erzählen tausende Geschichten. Alles ist menschenleer, manche Landstriche beinahe ohne ein Anzeichen von Zivilisation, keine sichtbaren Tiere, kaum Pflanzen. An manchen Orten fühlt man sich um tausende Jahre zurückversetzt in die Eiszeit.




Wieder zurück in unserer kleinstädtischen Umgebung warfen wir uns noch mit unserem ersten Gast (vielen Dank lieber Steffen für Deinen Besuch, die Filme reichen für die nächsten dreißig Jahre, aber die berliner Luft wird langsam dünn) anlässlich des "Oktoberfestes" ins Nachtleben.


Schließlich musste ich mich noch ein paar Wochen mit meiner Arbeit quälen, aber jetzt isses geschafft (Anne, einen dicken Knutsch für Dich...ich hoffe, Du hast die Begegnung mit dem "Drachen" verkraftet). Und was ist das Beste nach einer solchen Zeit der Entsagungen? Ein rosa Bändchen fürs "Iceland Airwaves"-Musikfestival gekauft, umgeschnallt und die nächsten vier Tage zu den unendlich vielen Konzerten in unterschiedlichen Clubs Reykjaviks gelaufen. Zwei Tage sind bereits vorüber, und folgende bands bzw. Musiker kann ich nur wärmstens ans Herz legen (auch einzusehen bei MySpace):
Ane Brun, Esja und Agent Fresco.

Das praktische an diesem Festival, bei dem nicht nur isländische Bands auftreten, ist die Tatsache, dass man sich dad ganze Grauen rund ums Festival-Zelten erspart, und abends einfach wieder nach hause gehen kann. Noch besser ist, dass man zur Geträke-Einnahme oder zum Umziehen etc. schnell mal nach Hause gehen kann, denn alles liegt nur einen Kirschkern gespuckt voneinander entfernt: zuhause-ClubA= 5 Minuten, ClubA-ClubB=3 Minuten und so weiter. Traumhaft.
Ab nächste Woche beginnt dann der ernst des Lebens: die Jobsuche. Dann werde ich sehen, wie sich das isländische Finanz-Desaster in ein wirtschaftliches Horrorszenarium für Arbeitswillige verwandelt hat.
Solange erfreue ich mich meiner neu gewonnen Freiheit. So, jetzt noch schnell in die Vin Bud gehuscht... Bis bald!

Vor zwei Wochen bin ich dann endlich zum ersten Mal in den Genuss der Natur gekommen, als wir uns für einen Tagestrip ein Auto mieteten und uns auf Entdeckungsreise begaben. Dank eines Island-belesenen Mitbewohners, der uns begleitete, hörten wir zu den Dingen, die wir sahen, auch noch die passenden Geschichten. Wir sahen Thingvellir (wird eigentlich anders geschrieben, aber der Buchstabe ist nicht verfügbar), also den historischen Versammlungsplatz und Ort, an dem das Auseinanderdriften der eurasische und amerikanischen Kontinentalplatten sichtbar ist.


Wir fuhren weiter nach Haukadalur, um Geysire zu sehen, die leider nicht mehr in der gottverlassenen Natur, sondern direkt neben einer großen Touristenraststätte zu finden sind. Nichts desto trotz war es ein Erlebnis zu sehen, wie sich das seicht plätschernde Pfützchen in sekundenschnelle zu einer immer größer werdenden Wasserblase formt, um dann viele Meter hoch zu explodieren. Als besonderes Schmankerl kann man sich in Windrichtung neben den Geysir stellen und sich von den warmen Schwefelwolken umwehen lassen. Sicherlich stellt der Geruch ein geringfügiges Manko dar, aber daran ist man nach Wochen des Duschens und Abwaschens mit nach verdorbenen Eiern riechenden Wassers gewöhnt.

Das Highlight war für mich zweifellos der Gullfoss, ein Wasserfall so atemberaubend, dass man nur dastehen, schweigen und beobachten konnte. Wir konnten es uns nicht nehmen und kraxelten schreiend und lachend an einem halsbrecherisch steilen und vereisten Pfad, direkt am Abgrund, festhaltend an einer Wegbegrenzung aus Seil, zu einem besseren Aussichtspunkt. In diesem entscheidendem Moment habe ich all meine Ängste vor irgendetwas überwunden, wenngleich meine Hysterie meine Weggefährten ein wenig angestrengt hat, glaube ich...

Ich habe noch nie solche Orte gesehen, an denen die innere Kraft der Erde so deutlich zu sehen war. Die Landschaften sind unglaublich rauh, aber voller Magie und erzählen tausende Geschichten. Alles ist menschenleer, manche Landstriche beinahe ohne ein Anzeichen von Zivilisation, keine sichtbaren Tiere, kaum Pflanzen. An manchen Orten fühlt man sich um tausende Jahre zurückversetzt in die Eiszeit.




Wieder zurück in unserer kleinstädtischen Umgebung warfen wir uns noch mit unserem ersten Gast (vielen Dank lieber Steffen für Deinen Besuch, die Filme reichen für die nächsten dreißig Jahre, aber die berliner Luft wird langsam dünn) anlässlich des "Oktoberfestes" ins Nachtleben.


Schließlich musste ich mich noch ein paar Wochen mit meiner Arbeit quälen, aber jetzt isses geschafft (Anne, einen dicken Knutsch für Dich...ich hoffe, Du hast die Begegnung mit dem "Drachen" verkraftet). Und was ist das Beste nach einer solchen Zeit der Entsagungen? Ein rosa Bändchen fürs "Iceland Airwaves"-Musikfestival gekauft, umgeschnallt und die nächsten vier Tage zu den unendlich vielen Konzerten in unterschiedlichen Clubs Reykjaviks gelaufen. Zwei Tage sind bereits vorüber, und folgende bands bzw. Musiker kann ich nur wärmstens ans Herz legen (auch einzusehen bei MySpace):
Ane Brun, Esja und Agent Fresco.

Das praktische an diesem Festival, bei dem nicht nur isländische Bands auftreten, ist die Tatsache, dass man sich dad ganze Grauen rund ums Festival-Zelten erspart, und abends einfach wieder nach hause gehen kann. Noch besser ist, dass man zur Geträke-Einnahme oder zum Umziehen etc. schnell mal nach Hause gehen kann, denn alles liegt nur einen Kirschkern gespuckt voneinander entfernt: zuhause-ClubA= 5 Minuten, ClubA-ClubB=3 Minuten und so weiter. Traumhaft.
Ab nächste Woche beginnt dann der ernst des Lebens: die Jobsuche. Dann werde ich sehen, wie sich das isländische Finanz-Desaster in ein wirtschaftliches Horrorszenarium für Arbeitswillige verwandelt hat.
Solange erfreue ich mich meiner neu gewonnen Freiheit. So, jetzt noch schnell in die Vin Bud gehuscht... Bis bald!
Kasi Rüdegerdottir - 17. Okt, 16:28