Mittwoch, 19. November 2008

Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt!

Winter war es ja gewissermaßen schon von Anfang an in Reykjavik, mein Wintermantel seit Ende August dauerhaft in Betrieb. Ich wusste, es wird dunkel hier, sehr bald schon und nicht weniger plötzlich. Vorbereitet war ich dennoch nicht, genauso wenig auf all die Eindrücke und Erfahrungen hier. Heute war gefühlt der erste Tag, an dem es nicht wirklich hell wurde. Die Stadt scheint in einen Dämmerschlaf zu verfallen, und als ein vorübergehender Bewohner kann man sich dem ebenso kaum entziehen.
Doch der Schein trügt, denn in Wahrheit ist hier regelmäßig alles in heller Aufregung. Jeden Samstag Demonstrationen; zuletzt kamen 8 000 Menschen zusammen, um ihrem Unmut über die Politik und die Schuldigen der Finanz- und Wirtschaftskrise Luft zu machen.

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Es schien, als ob jeder dort vertreten war, ein breiter und umfassender Querschnitt der Bevölkerung. Das ist neu für das demonstrationsträge und politisch angeblich eher uninteressierte Völkchen. Hier passiert gerade einiges, nicht nur in der Wirtschaft und der Politik, sondern auch in den Köpfen, im realen Leben und vielleicht auch in ihrer Kultur. Ich selber stehe nur am Rand und sehe zu. Ein bisschen bin ich als Jobsuchende selbst betroffen, jedoch eher im Sinne einer abenteuerlustigen EU-Bürgerin als einer vor dem Abschwung geängstigte Einwohnerin. Also ist die schlechte Jobsituation wohl gerade eher (m)ein Luxusproblem.
Man kann behaupten, dass dies wahrscheinlich die schlechteste Zeit seit etlichen Jahren ist, um nach Island zu kommen in der Hoffnung, hier einen Job zu finden. Noch vor drei Monaten musste man nur die Haupteinkaufs- und Kneipenstraße Reykjaviks entlang schlendern und hatte, wenn man am Ende angelangt war, allen Prognosen zufolge mehrere Jobangebote. Die Zeiten sind vorbei. Die Arbeitslosenquote steigt rapide, und nun machen auch Isländer vermehrt Jobs, welche zuvor häufig den Nicht-Isländern zufielen. Hat ein Arbeitgeber die Wahl, so fällt diese verständlicherweise auf den Kandidaten, der des Isländischen mächtig ist und nicht nur schlecht ausgesprochene Höflichkeitsfloskeln auf Lager hat (in diese Kategorie würde ich mich einordnen). Dazu kommt, dass die Zahl der offenen Stellen stark gesunken ist.
Nun ja, nach einigen häuslichen Diskussionen über mögliche (entweder unrealistische oder nicht ganz alltagstaugliche) Wege, hier Geld zu verdienen bzw. sich nützlich zu machen war dann irgendwann klar, dass ich meinen Aufenthalt hier verkürzen werde und die restlichen Wochen noch genießen und viel sehen möchte.

Vor einer Woche machten wir uns auf, um die sagenumwobene Halbinsel Snaefellsnes nördlich von Reykjavik aufzusuchen. Selbstverständlich musste für die unglaubliche Landschaft Opfer gebracht werden, was in diesem Falle eine mehrstündige Autofahrt mit vier Herren (einer davon mit starker Vorliebe für Thunfisch...) in einem VW Polo und eine Nacht in quietschenden Doppelstockbetten bedeutete.

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Das Wochenende war einfach unglaublich. Die Landschaft kann man mit einem Wort umschreiben: mystisch. Wir sind gewandert, geklettert, haben Bäche überquert, und ich habe sämtliche Ängste überwunden: vor Abgründen, Hunden und Schluchten. Alles war menschenleer, still und friedlich. Und doch hatte ich den Eindruck, als würden auf dieser Halbinsel eigenartige Kräfte wirken. Sieht man diese magische Natur, so kommt man kaum daran vorbei, an Dinge zu glauben, die man vorher nicht für möglich gehalten hat.

Man muss ganz genau hinsehen...
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Ab und zu tauchten in der Landschaft unvermittelt kleine Bauernhöfe auf, völlig abgetrennt von anderer Zivilisation. Wie die Menschen wohl leben, so mitten und im Einklang mit der Natur...kaum vorstellbar für mich. Da mir an dieser Stelle jedoch die Adjektive für dieses Fleckchen Erde ausgehen, werde ich einfach noch ein paar Bilder sprechen lassen.

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Ich habe außerdem einen neuen Freund gefunden :-)
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Gleichzeitig muss ich an dieser Stelle endgültig zugeben, dass ich mich bezogen auf den Titel meines Blogs geirrt habe, wie man deutlich auf dem Foto sieht. Während unseres Trips haben uns gleich an zwei Orten Hunde begleitet, die wahrscheinlich von angrenzenden Bauernhöfen stammten und auf Belohnungsfressen hofften. Es war wie in einem kitschigen Naturfilm, nur schöner...

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Soviel für heute, ich verabschiede mich mit einem kleinen Foto-Potpurri... Bis bald, Eure Kasi

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